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Historisches

 

 

Rechtsbrecher wurden einst hier abgeurteilt ….

Im Schatten ihrer ausladenden Äste wurden einst Rechtsbrecher abgeurteilt. Fröhliche Zecher haben hier an heiteren und beschwingten Abenden lautstark Lieder geschmettert; und manch zarte Bande wurden unter ihren Blättern geknüpft. Die Linde in Oberursel/Weißkirchen zählt den Annalen zufolge bereits ca 800 Jahre. So können die Jahresringe des Baumes, der seine Äste auf einer Konstruktion aus Stützbalken ausruht, zu Erinnerungsmalen der Weißkirchener, aber auch der deutschen Geschichte werden. Als kleines Bäumchen hatte die Linde wohl gerade am Ufer des Urselbaches Wurzeln geschlagen und die ersten Blätter getrieben, als in Deutschland die Ära der Staufer zu Ende ging.

 

In der Folgezeit begann der Aufschwung der Städte mit eigenen Marktrechten, darunter auch Frankfurt am Main. Es war noch der 1250 gestorbene, meist in Italien weilende Staufen- Kaiser Friedrich II, der die deutschen Fürsten zu ‚Landesherren‘ machte und ihnen die Gerichtsbarkeit in ihren Gebieten einräumte. Und da die ihre Urteile schließlich an einem Ort sprechen wollten, wo es jedermann mitbekommen konnte, bot es sich geradezu an, dass das Gericht an einem markanten Punkt, wie unter der Linde inmitten des Dorfes, tagte.

 

Die Linde wurde zum Zeugen der Entwicklung Weißkirchens. Sie war schon zum stattlichen Baum herangewachsen, als die inzwischen von Blitzschlag zerstörte Johanniskirche zu Beginn des 14. Jahrhunderts errichtet wurde. Ursprünglich konnte sich das Geäst des Lindenbaumes ungehindert  usbreiten. Bis zu 12 Meter vom eigenen Stamm, der es zu einem Umfang von 4,50 Meter brachte, schob sie ihre Äste vor. Von der einstigen Pracht ist freilich nur noch ein Teil vorhanden. Als vor ca 500 Jahren das Fachwerkhaus, indem sich heute unser Lokal ‚Zur Linde‘ befindet, errichtet wurde, musste ein Teil des Geästs abgesägt werden. Nicht nur die Linde, auch die nach ihr benannte Gastwirtschaft, gehören zur Weißkirchener Ortsgeschichte einfach dazu. Für das Vereinsleben in dem heutigen Stadtteil Oberursels ist die Linde ein historischer Ort. Am Silvestertag des Jahres 1893 hoben Sangesbrüder hier den Gesangverein ‚Germania‘ aus der Taufe. 1889 wurde der Turnverein, 1909 der Geflügelzuchtverein und 1952 der ‚Club Geselligkeit Humor Weißkirchen‘ hier gegründet.

 

Das Lokal wurde zu dem Anziehungspunkt für die Weißkirchener. Draußen plätscherte der Urselbach und die Hühner scharrten im Sand des Hofes, wenn sich die Weißkirchener zum Dämmerschoppen trafen. In dem damals mit weißen Kieselsteinen belegten Garten wurde ein Tanzpodium aufgebaut. Kapellen spielten zum Tanz auf. Oftmals unterhielten die apfelweinseligen Zecher die Nachbarschaft mit nicht immer richtigen, dafür aber umso lauteren Gesängen. Die Weißkirchener kamen aber nicht nur, um ‚einen zu trinken‘. Die Pferde der Landwirte wurden hier neu beschlagen, denn im heutigen Kolleg der Gastwirtschaft befand sich eine Schmiede. Auch gingen die Kriegsjahre nicht spurlos an unserem Lokal ‚Zur Linde‘ vorüber. Während des ersten Weltkrieges waren Gefangene aus Russland und Frankreich im Saal des ersten Stockwerkes untergebracht. Auch im zweiten Weltkrieg waren Gefangene dort untergebracht.

 

Der ‚Zahn der Zeit‘ hat nun auch vor dem Baum, den heute ein Schild aus ‚Naturdenkmal‘ ausweist, nicht halt gemacht. Längst ist der Stamm hohl. Irgendwann wurde der hohle Stamm mit Mauerwerk verschlossen, sehr zum Leidwesen des Baumes. Der wurde aufgrund der angesammelten Feuchtigkeit von Fäulnis befallen. In den fünfziger Jahren hat sich eine holländische Firma als Baumdoktor betätigt. Sie riss das Mauerwerk ab und strich den Stamm im Innern mit einer Schutzschicht an. Auch die heutigen Umweltbelastungen machen vor der Linde nicht halt. Die Blätter an der Straße verfärben sich viel früher als an der Hofseite; aber immerhin, die Linde lebt. Nachdem ihr natürlicher Wasserlauf, der Urselbach, im Jahre 1925 in Rohren verschwunden ist, bekommt sie ihr Wasser aus dem überdeckten Lauf des Mühlenbaches, muss aber in trockenen Sommern zusätzlich künstlich bewässert werden.

 

Nachdem die Gastwirtschaft 35 Jahre lang von Else Hartling betrieben wurde, ging das Anwesen 2001 in den Besitz der Familie Heinrich Wirtz. In drei  ahren wurde das unter Denkmalschutz stehende Gebäude liebevoll saniert in einer gelungenen Mischung aus Tradition und Moderne und bis Mai 2010 auch von der Familie Wirtz betrieben. Ab Juni 2010 hat nun Zrinka Cosic-Kristic mit Ihrer Familie die  ewirtschaftung vom Gasthaus zur Linde übernommen. Wir alle hoffen, dass die Gastwirtschaft zu einem beliebten Treffpunkt für jung und alt wird und freuen uns, Sie im historischen Gasthaus „Zur Linde“ begrüßen zu dürfen.

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